Haus & Wohnen
14.03.21
Der erste grosse Tourismusboom vor dem Ersten Weltkrieg bescherte der Schweiz eine Fülle spektakulärer Hotelpaläste, von denen viele wieder verschwunden sind. Einer der überlebenden steht hoch über dem Brienzersee.
Das Grandhotel Giessbach steht mitten in einem privaten Landschaftspark. |
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Das Grandhotel Giessbach über dem Brienzersee ist einer der schönsten und ältesten Zeugen der frühen Glanzzeiten der Schweizer Hotellerie. Schon kurz nachdem britische Touristen als von der einheimischen Bevölkerung verspottete «Berg- und Blumennarren» die Schweizer Bergwelt zu erkunden begannen, bauten die ersten Bergführer in der Nähe der Giessbachfälle ein Bänklein und zeigten die Wasserfälle den Gästen. Ab 1855 entstand ein Hotel mit Gartenanlage, Spazierwegen und Trockenmauern und nach einem Besitzerwechsel 1870 das heutige Palasthotel – genau rechtzeitig für die erste Hochblüte des alpinen Tourismus. Sie endete im Sommer 1914 Knall auf Fall mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Ihre Hochblüte erlebten die Schweizer Grandhotels wie das Giessbach in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.
Abreissen und «Jumbo-Chalets» hinstellen
In der Zwischenkriegszeit kam das Geschäft nur schleppend in die Gänge. Ein grosser Teil der internationalen Kundschaft hatte Vermögen oder Leben oder beides verloren. Zudem sah der verschnörkelte Pomp des Fin de Siècle in der cool-eleganten Welt des Art déco hoffnungslos veraltet aus. 1947 kaufte der Besitzer der Bürgenstock-Hotels, Fritz Frey-Fürst, die Anlage für 190 000 Franken. Auch für damalige Verhältnisse war das ein lächerlicher Betrag. Nach zweijähriger Sanierung eröffnete er das Hotel im Jahr 1949 wieder. Aber die guten Zeiten wollten nicht zurückkommen. 1979 wurde das Hotel endgültig geschlossen. Es gab den Plan, die ganze alte Anlage abzureissen und an ihrer Stelle ein paar der damals in Mode gekommenen «Jumbo-Chalets» zu bauen. Da begann sich der Umweltaktivist Franz Weber für das Hotel zu engagieren und konnte es den Vorbesitzern schliesslich für drei Millionen Franken abkaufen. Mit Spenden und der Ausgabe von Aktien gelang es, den Komplex nach und nach zu restaurieren und in seiner alten Pracht erstrahlen zu lassen. Mittlerweile gehört das Grandhotel Giessbach zu den schönsten Hotelanlagen der Schweiz, steht unter Denkmalschutz und erzählt Geschichten von einer verschwundenen Welt.
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