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Strommangellage

Stromnetzplanung: Die Zukunft im Fokus

Unter dem sperrigen Namen «Szenariorahmen 2030/2040 für die Stromnetzplanung » hat der Bund gemeinsam mit anderen Akteuren der Branche eine Grundlage für ein Stromnetz gelegt, das mit zukünftigen Anforderungen umgehen kann.

Martin Michel, Netzspezialist im Bundesamt für Energie, über das neue Instrument der Branche. Und was es der Schweiz bringt.

Martin Michel, Fachspezialist Netze im Bundesamt für Energie (BFE)


Seit Jahren redet man davon, dass das Stromnetz veraltet ist. Gleichzeitig verändert sich die Nachfrage. Neue Stromverbraucher kommen hinzu.
Martin Michel: Im Stromnetz gibt es tatsächlich einen erheblichen Investitionsbedarf, weil die Anlagen teilweise schon sehr alt sind. Zuständig für die zeitgerechte Erneuerung sind die Netzbetreiber. Sie wissen, welche Anlagen in welchem Zustand sind. Die Aufsichtsbehörde ElCom überwacht die Tätigkeiten der Netzbetreiber hinsichtlich der erforderlichen Investitionen.

Was leistet hierbei der neue Szenariorahmen 2030/2040 für die Stromnetzplanung?
Er macht keine konkreten Angaben, welche Anlagen erneuert oder wo neue Netze erstellt werden sollten/müssen. Es handelt sich um ein Instrument, das die wahrscheinlichen Entwicklungen der Energiewirtschaft in der Zukunft beschreibt – mit dem Fokus auf die Stromnetzplanung. Ausserdem fliessen die energiepolitischen Ziele des Bundesrats, wie eine klimaneutrale Schweiz im Jahr 2050, und die internationale Entwicklung mit ein. Entstanden ist unter Beizug aller wichtigen Akteure ein Instrument, das eine Grundlage für die Stromnetzplanung der Netzbetreiber und damit auch eine bessere Koordination bei der Netzentwicklung liefert. Eine bessere Koordination mit gegenseitigem Datenaustausch ist auch aus technischen Gründen wichtig. Das Übertragungsnetz – die sogenannte Netzebene 1 – und das überregionale Verteilnetz (Netzebene 3) sind physikalisch eng vermascht.

Es gab bis jetzt keine gemeinsamen verbindlichen Vorgaben?
Ja. Die einzelnen Netzbetreiber ermittelten, wo ein Ausbau oder eine Stärkung des Netzes nötig war, wobei sich die Netzbetreiber selber die Szenarien und mögliche energiewirtschaftliche Entwicklungen vorgaben. Eine schweizweite Betrachtungsweise gab es nicht. Dabei wurde oft kritisiert, dass die Netzbetreiber unnötig viele Stromleitungen planen. Mit dem Szenariorahmen und den weiteren Bestimmungen des Bundesgesetzes über den Um-und Ausbau der Stromnetze («Strategie Stromnetze») ändert dies.

Bräuchte es nicht eher einen mutigen Schritt, um das Stromnetz komplett neu zu denken? Wie damals beim Stern von Laufenburg?
Zum Stern von Laufenburg: 1958 wurden die Stromnetze von Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf der 220-Kilovolt-Spannungsebene erstmals zusammengeschaltet. Das Ziel des Szenariorahmens war es nicht, das Stromnetz komplett neu zu gestalten, sondern zu definieren, was die zukünftigen Ansprüche an das Stromnetz sind. Dies ist der eigentliche Mehrwert des Szenariorahmens.

Warum keine Vorgaben?
Würde der Szenariorahmen konkrete Netzprojekte enthalten, wären die bestehenden Zuständigkeiten für die Stromnetze infrage gestellt. Die Verantwortung für die Planung und Konzeption der Stromnetze obliegt aber auch nach Einführung des Szenariorahmens dem Netzbetreiber.

Photovoltaik wird nur verhalten aufgenommen im Szenariorahmen. Warum?
Beim Zubau der Photovoltaik gibt es verschiedene Unwägbarkeiten. Deshalb gibt der Szenariorahmen drei verschiedene Geschwindigkeiten des Ausbaus der Photovoltaik vor. Im Szenario 1 geht man davon aus, dass bis zum Jahr 2030 durchschnittlich 690 MW und von 2030 bis 2040 durchschnittlich 1430 MW zugebaut werden. Für das Szenario 3 wird bis 2030 ein jährlicher Zubau von 880 MW angenommen. Der Ausbau soll sich ab 2030 auf 1800 MW pro Jahr steigern.

Was haben Sie aus Ihrer Arbeit am Szenariorahmen mitgenommen?
Mit Inkraftsetzung des neuen Bundesgesetzes über den Um- und Ausbau der Stromnetze («Strategie Stromnetze») hat das BFE neu die Aufgabe erhalten, einen Szenariorahmen zu erarbeiten. Diesbezüglich war es für mich als langjähriger Projektleiter der «Strategie Stromnetze» interessant, auch bei der Umsetzung des neuen Bundesgesetzes mitzuwirken.

Was haben die Menschen in der Schweiz vom Szenariorahmen?
Die Gewissheit, dass die Netzbetreiber auf verläss-liche Szenarien beim Ausbau setzen, um das Netz optimal weiterentwickeln zu können. Damit die Stromnetze in der Schweiz den zukünftigen Anforderungen gerecht werden.

https://bfe.admin.ch/

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Die drei Szenarien geben den Rahmen für den Netzausbau vor: Szenario 1 ist das Leitszenario.

 

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