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Die perfekte Füllung
©KI
ei-Kolumne

Die perfekte Füllung

Träumen darf man, aber ein Gewissen so sauber wie Luft gibt es nicht kostenlos. Alte Gewohnheiten und Vorurteile sind wie CO₂ nur schwer aus der Atmosphäre zu bekommen.

Was man liebt und was man kennt, führt selten in die Zukunft, die heute neu konzipiert werden muss. Flüssiges im Tank ist darum passé.

Es gibt immer noch Menschen, die sich nicht von ihrem Verbrenner trennen wollen und vom Wasserstoffauto träumen. Hauptsache flüssig, Hauptsache tanken – an einer Tankstelle, wo man gleich auch sein Nikotin- und andere Depots aufladen kann. Und die Tankfüllung als Statussymbol dient. Ich fülle, also bin ich.

Das E-Auto hingegen macht keine grosse Sache aus dem Tanken. Es ist ein Smartphone auf Rädern, das immer dann geladen werden will, wenn es steht. Und das ist statistisch sehr häufig der Fall. Laut dem letzten Mobilitätszensus von 2021 legt die Schweizer Bevölkerung täglich nur 20 Kilometer mit dem Auto zurück – und insgesamt bloss 30 Kilometer.

Reichweitenangst

Wozu also ein komplett neues Tankstellennetz aufbauen für eine Technologie, deren Produktion für den Einsatz im preissensitiven Mobilitätsgeschäft zu teuer ist? Stellantis ist erst jetzt darauf gekommen.

Erneuerbarer Strom ist günstiger und übersteuert laut Studien nach kurzer Zeit die negativen Umwelteffekte der Batterieproduktion – in die laufend investiert wird. Das E-Ladestationen-Netz wächst zudem laufend; dass auch Mieterinnen und Mieter ein Recht aufs Laden zu Hause bekommen, ist ziemlich sicher, doch nicht einmal entscheidend. 20 Kilometer! Die Reichweitenangst aus den Anfangstagen der Elektromobilität ist überwunden.

Tankfüllung

Im Traumland der Energie befinden sich auch viele Akteure der Politik, Hühner wie Hähne. Wenn ausgerechnet jemand, der findet, Atomkraft habe noch nie Probleme verursacht, der Architektin der Energiewende das Huhnsein vorwirft, zeigt das nur, was für ein Stall das Bundeshaus ist. Nein, es braucht keine neuen AKW, wenn die Aufgabe bis 2050 ernst genommen wird.

Die Vernunft würde die Zusammenarbeit aller Akteure gebieten, das Wünschbare vom Realisierbaren zu trennen und seine eigene Befindlichkeit und Trägheit nicht zum Mass aller Dinge zu nehmen. Der Umbau in ein flexibles, smartes Energiesystem ist nicht mehr aufzuhalten – und laufend wird es optimiert mit Technologien, die wir seit Langem kennen.

Aber man kann halt keine Tanks mehr füllen.