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Aus gutem Holz: Holzheizzentrale Altlandenberg in Bauma ZH
@Christoph Rutschmann, Holzenergie Schweiz
Netto-Null 2050

Wärmeverbund Bauma läuft erfolgreich

Der Wärmeverbund Bauma ist seit letzten Herbst in Betrieb. Ein Rückblick auf ein langes Projekt. 

Sage und schreibe 27 Jahre hat sich Max Bosshard für den Wärmeverbund Bauma mit Holzenergie eingesetzt. Nun ist dieser mit der Heizzentrale Altlandenberg seit einigen Monaten in Betrieb. 

Ruedi Rüegg, Präsident der Wärmeverbund Bauma AG ist stolz auf das Erreichte: «Wer hätte gedacht, dass wir unseren grossen Wärmverbund nach verschiedenen Anläufen nun doch noch so schnell realisieren konnten und von der Nachfrage beinahe überrollt werden? Wir können schon am Tag der Inbetriebnahme aus Kapazitätsgründen gar nicht alle interessierten Liegenschaften mit Energie beliefern.» Das heutige Projekt startete 2018. 2020 war die Öffentlichkeit aufgerufen, Aktien zu zeichnen, um das benötigte Kapital zu beschaffen sowie Absichtserklärungen für Anschlüsse ans Wärmenetz zu unterzeichnen. 

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Max Bosshard: «Das ist mein Lebenswerk.» (Bild: Holzenergie Schweiz, Christoph Rutschmann).

Warum dauerte es so lange?

Keiner hat so lange für das Projekt eines grösseren Wärmeverbundes in Bauma gekämpft wie Max Bosshard. Die Freude über die Inbetriebnahme der Heizzentrale und des Wärmenetzes stehen ihm deshalb buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Bereits gegen Ende des letztens Jahrtausends hat er sich für die Realisierung eines holzbetriebenen Wärmeverbundes eingesetzt. «Viele haben mich freundlich belächelt und abgewinkt», erinnert sich Bosshard. Es herrschte damals für alle derartigen Projekte in der Schweiz ein hartes Klima, denn die Rahmenbedingungen waren denkbar schlecht. Extrem billige fossile Energien überschwemmten das Land und machten zukunftsträchtige Projekte mit erneuerbaren Energien generell unwirtschaftlich. Zur Erinnerung: Um die Jahrtausendwende kosteten 100 kg Heizöl weniger als 30 Franken! Heute pendelt der Preis zwischen 100 und 150 Franken pro 100 kg. Viel kontroversen und zeitraubenden Gesprächsstoff lieferte zudem die Standortfrage der Heizzentrale. Man konnte sich lange nicht einigen. Doch die Zeiten ändern sich. Die Themen Klimaerhitzung, Energiewende, CO2-Reduktion und damit verbunden die Nutzung einheimischer, erneuerbarer Energien rückten immer mehr in den Vordergrund.

Plötzlich Schlag auf Schlag

Eine intensive Planungsphase sowie intensive öffentliche Kommunikation – auch unterstützt durch Holzenergie Schweiz – über das Projekt führten zu einem steigenden Interesse der Liegenschaftsbesitzer. Die anschliessende Bauphase verlief rekordverdächtig schnell: Im März 2023 starteten die Bauarbeiten am Wärmenetz, und am 4. Mai erfolgte der Spatenstich für die Heizzentrale. Nur ein halbes Jahr später liefern die beiden Holzschnitzelkessel bereits Wärme. Am 19. Oktober 2023 feierte Bauma die Inbetriebnahme der Anlage und an der Gewerbeausstellung im März 2024 stehen die Türen der Anlage für die breite Öffentlichkeit offen. Damit will man den Rückhalt in der Bevölkerung stärken und die Vorteile der Nutzung des Holzes aus dem eigenen Wald sicht- und erlebbar machen.

Ein Gewinn für den Wald

Bauma ist – wie viele Gemeinden im ländlichen Raum – waldreich. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 2'950 Hektaren (ha). Steile Hügelflanken und Seitentäler des Tösstals schaffen eine stark strukturierte Topographie. Förster Jürg Küenzi bewirtschaftet mit seinem Team den Wald, dessen Fläche 1'450 Hektaren und damit das halbe Gemeindegebiet umfasst. Er erklärt: «Unser Wald ist teilweise schlecht erschlossen, befindet sich aber insgesamt in einem guten Zustand, auch wenn Hitze und Trockenheit der letzten Jahre gewisse Spuren hinterlassen haben. Er gilt mit rund 430 Kubikmeter Holz pro Hektar als vorratsreich.» Das Holz für die Heizzentrale Altlandenberg stammt praktisch ausschliesslich aus dem Gemeindegebiet von Bauma. Grossmehrheitlich aus dem Wald, einen kleineren Teil liefert die Bewirtschaftung der Tössufergehölze sowie die Landschaftspflege. Förster Jürg Küenzi: «Wir nutzen nicht mehr Holz als gleichzeitig nachwächst. «Es hat also noch Holz für weitere solche Projekte.»

Weitere Projekte im Fokus

Ruedi Rüegg nimmt den Ball gerne auf: «Schritt für Schritt erhöhen wir den Anteil der erneuerbaren Energien in Bauma. Als nächstes installieren wir eine grössere Photovoltaikanlage auf dem Dach der Heizzentrale. Diese wird einen Teil des Stromverbrauchs des Wärmeverbundes Bauma produzieren.» Das grosse Interesse der Liegenschaftsbesitzer an einem Anschluss katapultierte die Auslastung schon jetzt auf über 100%: Bei 2,5 MW Anlagenleistung beträgt die totale Anschlussleistung 3,2 MW. Mit geschickter Bewirtschaftung des Gesamtsystems lässt sich unter solchen Voraussetzungen ein guter und wirtschaftlicher Betrieb der Anlage erreichen. Ruedi Rüegg betont, dass die heutige Situation dazu motiviere, weitere Projekte ins Auge zu fassen. Er ergänzt: «Der Baumer Wald hat grosses Potenzial und könnte locker nochmals eine solche Menge Energieholz liefern, ohne höherwertigere Sortimente zu konkurrenzieren». 

 

Technische Daten des Wärmeverbundes Bauma

Besitzer und Betreiber der Heizzentrale 

Wärmeverbund Bauma AG, Schwendi 2, 8494 Bauma, www.waermeverbundbauma.ch

Heizkesselfabrikat / Baujahr   Schmid AG energy solutions/ 2023
NennwärmeleistungKessel 1: 900 kW; Kessel 2: 1600 kW
Wärmeleistungsbereich der Kessel Kessel 1: 270 – 900 kW; Kessel 2: 480 – 1600 kW
Brennstoffbedarf (Schätzung) ca. 7'000 m3 Holzschnitzel pro Jahr
Jährliche Energieproduktion Holz  ca. 5'600 MWh (Annahme: 1 Schnitzelkubikmeter 
Sm3 = 800 kWh) 
Brennstoff

Holzhackschnitzel aus dem Wald, Ufergehölze und Landschaftspflege

Substitution fossile Energie  ca. 500 Tonnen Heizöläquivalent pro Jahr
CO2-Einsparung   ca. 1'600 Tonnen pro Jahr

 

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