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Alamy / zVg Damien Bredberg (Architektur: REFRESH*DESIGN)
Ökologie

Blech schlägt Wellen

Wellblech ist das am meisten ignorierte Material der Welt. Aber wer es einmal bemerkt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Am Anfang war ein Missgeschick. In einem Werk für Dachbleche bei Manchester geriet in den 1840er-Jahren ein Blech ins Räderwerk einer Abkantmaschine. Doch der Werkmeister meldete das verschrumpelte Blech zum Patent an. Der Clou daran: Das Blech blieb biegsam und anpassbar parallel zu den Wellen – und steif quer dazu.

Junkers und Citroën surfen auf Blech

Schon bald zog sich eine breite Spur Wellblech um den Globus. Hangars, Ställe, Wohnhäuser, Garagen, Walfangstationen, Abwasserkanäle, Öltanks, Bunker, Spitäler – fast alles gab es aus Wellblech. Oft wurde das Material zusammen mit Do-it-yourself-Anleitungen verkauft, und es gab schon Ende des 19. Jahrhunderts Ikea-mässig verpackte Fertighäuser. Ein Renner waren komplette Wellblechkirchen. Einige stehen noch heute – viele unter Denkmalschutz. Auch Autos und Flugzeuge machten die Welle mit dem Blech. Es ermöglichte grössere und robustere Flugzeuge als Holz, Lack und Leinwand. Kurz nach Hugo Junkers bauten auch Anthony Fokker, Andrei Tupolew und Henry Ford ihre Maschinen aus Wellblech. Ins Auto integriert hat es Citroëns genialer Designer Flaminio Bertoni, der an der Kastenwagenvariante des «Döschwo» Wellen schlug. Auch Bertonis Transporter Citroën H fuhr gewellt durch die Welt und ist heute als runzliger Oldtimer- Foodtruck heiss begehrter Blickfang. Wellblech hat so unsere Welt sehr viel stärker geprägt, als wir ihm das zugestehen würden. Und vielleicht werden wir es einmal bitter nötig haben – als letzten Unterstand, wenn die Welt endgültig aus den Fugen gerät.

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