Der Ausläufer nimmt Anlauf für ein Comeback
Der Bote mit Velo ist ein Klassiker der Schweizer Gewerbewelt, und es wird höchste Zeit, dass er zurückkommt.
Der Bote mit Velo ist ein Klassiker der Schweizer Gewerbewelt, und es wird höchste Zeit, dass er zurückkommt.
Noch bis in die 1970er-Jahre waren in der Schweiz Zehntausende «Ausläufer» für Metzgereien oder Lebensmittelgeschäfte auf Velos, dreirädrigen Lastenvelos oder mit Veloanhänger unterwegs. Auch Komiker Mike Müller startete seine Karriere als Ausläufer für eine Apotheke. Autos waren für Kleinlieferungen viel zu teuer, und viel weniger Leute als heute konnten Auto fahren.
In alten Filmen und auf Fotos von europäischen Städten sieht man meist Dutzende von schwerbeladenen zwei- und dreirädrigen Velos, mit Anhänger oder Lastplattform. Die Suppenfabrik Maggi war stolz auf ihre riesige Flotte von Lastenfahrrädern, die Restaurants und Arbeiterkantinen mit dem modernen Fertignahrungsmittel belieferten.
Moderne Cargo-Velos könnten die alte Velo-Transportwelt zurückbringen. Sie würden Innenstädte und Wohnquartiere vom Lieferverkehr entlasten. Drei solche Lastenfahrräder haben etwa die Kapazität eines grossen Lieferwagens. Sie sind viel schmaler und beweglicher, benötigen viel weniger Platz als Kleinbusse und bringen die Pakete schneller zu den Kunden.
Allerdings gibt’s ein Problem mit der Regulierung. Während in der EU ein Cargo-Velo ein Gesamtgewicht von 250 Kilogramm mit Fahrer aufweisen darf, sind es in der Schweiz nur 200. Das macht abzüglich des Fahrers und der relativ schweren Konstruktion mit dem Elektroantrieb weniger als 100 Kilogramm Nutzlast. Doch genau innerhalb der zusätzlichen 50 Kilogramm Nutzlast liegt oft die Grenze zwischen einem potenziell profitablen Betrieb und einem Defizit. Der VCS möchte deshalb die willkürliche Grenze von 200 Kilogramm an das EU-Mass anpassen. Schliesslich haben Schweizer Velofahrer nicht schmächtigere Beine als jene in der EU, und Mike Müller gilt nicht mehr als Standardausläufer. Die Verschiebung der Gewichtslimite würde in den Städten einen massiven Unterschied machen, wenn am Vormittag nicht mehr Dutzende grosser Lieferautos die Innenstädte verstopften, sondern 60 bis 80 Prozent aller Güter für Läden und Lebensmittel für Restaurants per Velo ankämen. Dem klassischen Studenten-Feriennebenjob als Ausläufer stünde damit ein glorioses Comeback bevor.
Damit diese Website korrekt funktioniert und um Ihr Erlebnis zu verbessern, verwenden wir Cookies. Für weitere Informationen lesen Sie bitte unsere Cookie-Richtlinien.
Erforderliche Cookies ermöglichen grundlegende Funktionen. Die Website kann ohne diese Cookies nicht korrekt funktionieren und kann nur durch Änderung Ihrer Browsereinstellung deaktiviert werden.