Ein Produkt auf der Suche nach einem Markt. Während die Silicon-Valley-Tycoons in San Francisco im Stau stehen und durchs Glasdach ihres Tesla den leeren Himmel über sich anschauen, kommen sie auf die Idee, man könnte ja fliegen. Deshalb befindet sich die Gründer- und Venture-Capital-Szene nun im Elektrodrohnen-Taxi-Fieber. Allerdings ist das weder neu noch innovativ.
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Schon in den 1960er-Jahren gab es Helikopterzubringer vom Dach des PanAm-Buildings in New York zum Flughafen JFK. Reklamationen der lärmgeplagten Anwohner, zähe Defizite und ein grässlicher Unfall beendeten das Unternehmen. Drohnen und Lufttaxis werden deshalb in dicht besiedelten Gebieten wohl weder als geflügelte Paketboten noch als über dem Stau schwebende Taxis eine Zukunft haben.
Revolution in der Landwirtschaft: John Deere und Volocopter planen Großdrohne für präzise Aufgaben
Sehr viel sinnvoller ist ihr Einsatz dagegen da, wo es keine Staus, kaum Menschen und noch weniger Autos gibt: in der Landwirtschaft. Dort werden Drohnen schon seit etlichen Jahren für Überwachungs- und kleinere Transportaufgaben genutzt. Nun planen der US-Agrotechnikkonzern John Deere und der Drohnenhersteller Volocopter gemeinsam eine Grossdrohne für die Landwirtschaft. Sie kann an speziellen Halterungen unterschiedliche Lasten tragen, seien es Tanks mit Dünger oder Pflanzenschutzmitteln, Saatgut oder auch Beobachtungs-Equipment. Sie fliegt dann selbständig Felder ab und kann im Gegensatz zu den klassischen «Crop Dustern» mit ihren Helikoptern oder Flugzeugen sehr viel genauer, tiefer und sicherer über die Felder fliegen.
An der Drohne sind Sprüheinrichtungen...
...und Pumpen ähnlich angeordnet wie an Sprühflugzeugen
Fliegen statt den Boden zusammenpressen
Dem kommt entgegen, dass die Landtechnikbranche in den letzten Jahren sehr viel in autonome Systeme und vor allem auch Sä-, Dünge- und Erntemaschinen investiert hat, die den Zustand eines Feldes sehr genau dokumentieren und die Daten untereinander austauschen. So weiss jede Maschine, was besser wächst und wo der Boden mehr Dünger benötigt. Diese Daten werden so aufbereitet, dass jeweils die angehängte Maschine den ziehenden Traktor steuert – und nicht umgekehrt wie bisher. In diese landwirtschaftliche Datenwelt lässt sich eine Drohne sehr gut integrieren. Damit kann sie punktgenau ein Feld mit Pestiziden behandeln, statt es komplett einzunebeln. Oder sie kann an kahlen Stellen mehr Dünger und Saatgut applizieren. Das spart vielleicht nicht unbedingt Energie, aber vor allem viele Traktorfahren übers Feld. Denn ein grosses Problem in der Landwirtschaft ist die sogenannte Verdichtung der Böden durch schwere Maschinen. Mit der Zeit werden die Erträge auf derart zusammengepressten Böden immer kleiner. Das Problem der Bodenverdichtung wird mit zunehmend ökologischem Landbau noch grösser. Denn weniger aggressive Chemikalien erfordern oft mehr Fahrten über das Feld. Die grösste Chance des fliegenden Taxis ist deshalb wohl jene als fliegender Traktor.
Der Bundesrat hat eine Verordnung für automatisiertes Fahren verabschiedet. Sie erlaubt den Einsatz von Autobahnpiloten, führerlosen Fahrzeugen und das automatisierte Parken auf bestimmten Parkfeldern.