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Ratgeber

Zeit für Gesundheit am Handgelenk

Smarte Uhren scheinen inzwischen die klassischen verdrängt zu haben. Hat ihr letztes Stündlein geschlagen? Zum Kuckuck, nein. Eine nüchterne Kaufberatung.

Der Kardiologe in der Reha nach der Stent-Operation lachte bloss: «Nein, Sie brauchen keinen Pulsmesser, denn alleine Ihre Angst vor einem neuen Infarkt lässt Ihr Herz schneller schlagen.» Den Ratschlag meines damaligen Arztes habe ich mir bei dieser Kaufberatung zu Herzen genommen. Dennoch ziert mein Handgelenk eine Smartwatch mit Pulsmesser. Der Markt ist ziemlich gross geworden in den letzten Jahren. Neben dem klassischen Fitnesstracker, bei dem die Uhr und weitere Features als jene zur Messung der Fitnessdaten nebensächlich sind, sind Uhren zu kleinen Smartphones geworden. Alle grossen Hersteller bieten Smartwatches mit Anbindung ans Mobilfunknetz oder ans WLAN (WiFi) an.

Diese bieten auch die Funktionen eines Fitnesstrackers, sind also eine Mischform. Ein Hybrid der anderen Art stellt die klassische Uhr mit Zeiger dar, die über diskret angezeigte Smartwatch-Funktionen verfügt. Die Uhren sind unterschiedlich gut darin, ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Qualität der Werte hängt von der eingebauten Technologie (den Sensoren) ab und den Algorithmen, die die Daten verarbeiten und auf dem Smartphone in einer App übersichtlich darstellen.

Was die Uhren können – und was nicht

Smartwatches sind über die letzten Jahre erstaunlich nützlich geworden. Anfangs als Spielerei verpönt, entfalten sie langsam ihren Nutzen für die Menschen und Institutionen. Etwa für das Universitätsspital Basel. Hier arbeitet man an einer Monitoring-Umgebung für Patientinnen und Patienten. Diese werden nicht mehr nur am Spitalbett überwacht, sondern laufend über Smartwatches. Viele Werte sind besser als nur drei, die das Pflegepersonal üblicherweise erhebt. Das «Basler Band» ist Teil einer grösseren Initiative zur Entwicklung eines smarten Spitals (future.hospital). Digitalpionier und Kardiologe Jens Eckstein vom Unispital Basel bestätigte an einer Medienkonferenz: «Worauf wir uns jetzt schon verlassen können, ist die Diagnose von Vorhofflimmern mithilfe von Wearables.»

So sieht es auch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie in einem Positionspapier. Allerdings könne die Diagnostik nur mittels EKG erfolgen, das könne das Pulswellenverfahren der Smartwatches mittels roten und grünen Lichts nicht. Zwar zeigen verschiedene Studien, dass die Messung ziemlich genau ist, jedoch nur unter optimalen Bedingungen. Anwenderfehler verfälschen das Resultat. Anders gesagt, Smartwatches können vieles, jedoch nicht den Arztbesuch ersetzen. Sie zeigen Trends an, die man interpretieren muss. Das kann nur ein Arzt. Was die kleinen Gesundheitsanzeiger am Handgelenk jedoch gut können, ist, einen auf Trab zu halten. Die Daten können dazu motivieren, sich gesünder zu verhalten und sich dabei fortlaufend zu steigern. Das sogar für den Schlaf, auch wenn die meisten Smartwatches sich immer wieder mal verschätzen und Schlaf aufzeichnen, obwohl man längst schon wach ist.

Auch eine Schwäche vieler Smartwatches: Sie eignen sich gut fürs Laufen oder Gehen, mit Unterstützung der Positionserkennung (direkt in der Uhr oder via gekoppeltes Handy), und sind dabei auch recht genau, was die Schrittzahl betrifft. Doch auf dem Fitnessgerät sieht die Sache anders aus, da geraten die Algorithmen aus dem Tritt. Apropos Daten, das ist natürlich die grösste Schwäche: Die Smartwatches sammeln Daten, wie Schweisstropfen aus den Poren fliessen.

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Die wichtigsten Kaufkriterien

Wenn Sie sich im Klaren sind, wie Sie die Smartwatch einsetzen wollen, fällt der Kauf leichter. So wissen Sie genau, auf welche Funktionen Sie getrost verzichten können. Nicht jeder braucht die Uhr als Navigationsgerät oder will damit kontaktlos bezahlen. Wer aber zum Beispiel viel wandert, achtet stärker auf die Akkulaufzeit und ein integriertes Mobilfunkmodul, das einspringt, wenn der Handyakku schlappmacht.

Die Apple Watch bietet neu sogar einen Hilferuf in unversorgten Gebieten per Satelliten an, seit Kurzem vorerst auch kostenlos in der Schweiz. Wer seine Smartwatch täglich tragen will, sogar im Bett, der sollte auf ihr Gewicht achten – nicht nur auf das eigene. So bringt die Apple Watch Ultra 2 61,4 Gramm auf das Handgelenk; 21 Gramm mehr als die Series-Watch. Die Armbänder sind auch wichtig fürs Wohlgefühl mit der Watch. Oft sind sie gut austauschbar; Apples Bänder passen aber nur zur Apple Watch.

Die restlichen Kaufkriterien sind einfach: Passen Uhr und Smartphone zusammen oder nicht? Kann die Uhr auch ohne Smartphone funktionieren? Auf der Uhr läuft ein bestimmtes Betriebssystem des Herstellers. Bei der Apple Watch mittlerweile WatchOS 10, das neu auf Kachel-Informationen basiert. Google-basierte Smartwatches arbeiten meist mit WearOS, und wiederum andere Hersteller haben eigene Systeme entwickelt. Schauen Sie sich deshalb die Youtube-Videos zu Ihrem Wunschmodell an, lassen Sie sich die Bedienung zeigen – schliesslich werden Sie mit dem kleinen Ding am Handgelenk quasi verschmelzen.

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