Zum Hauptinhalt springen
Ein Haus für Umwelt und Enkel
Stromsparmassnahmen

Ein Haus für Umwelt und Enkel

Die Schweiz will klimaneutral werden: Die Annahme des Klimaschutzgesetzes wird auch zu einer effizienteren Gebäudesubstanz führen. So feiern Hauseigentümerinnen und -eigentümer Abschied vom klimaschädlichen Wohnen.

Die deutliche Annahme des Klimaschutzgesetzes zeigt: Die Menschen wollen mithelfen beim Netto- Null-Ziel der Schweiz für 2050. Das bedeutet: Es sollen nur so viel Treibhausgase ausgestossen werden, wie sich auf natürliche Weise oder mit Technologie speichern lassen. Das geschieht in Etappen. Bis 2040 müssen im Sektor Gebäude 82 Prozent der Emissionen, bis 2050 100 Prozent eingespart werden. Eines der Mittel: In den nächsten zehn Jahren sollen jährlich 200 Millionen Franken zusätzlich in die Förderung des Ersatzes von Elektro- und Ölheizungen fliessen. Auch Unternehmen werden bei der Erreichung der Klimaziele und bei der Entwicklung von Innovationen unterstützt. 

Wie finden Hausbesitzerinnen und -besitzer den Weg zur Erneuerung ihres Gebäudes? Was gilt es zu beachten? Sich schon heute mit dem Thema zu befassen, lohnt sich: weil das neue Gesetz es fordert, weil das Wohnen und Leben in einem sanierten Gebäude behaglicher wird, die Betriebskosten sinken und das alte Gebäude an Wert gewinnt – gute Voraussetzungen für die Weitergabe an die Kinder und für eine klimafreundlichere Schweiz unserer Enkelinnen und Enkel.

Ein preisgekröntes Haus

Energetische Sanierung, das geht auch in einem alten Haus. Im Berner Kirchenfeld steht jenes der Familie Hutterli, die für ihr Projekt 2014 den Solarpreis erhalten hat. Das 1894 erbaute und heute Minergiezertifizierte Haus, bewohnt von Manuel Hutterli, seiner Frau Regine Röthlisberger und den Kindern, der dritten und vierten Generation also, enthält ein optimal angepasstes Energiesystem. «Wir mussten damals Systemgrenzen überwinden», sagt er. Entsprechend lang die Planungszeit, von 2008 bis 2011. Der Physiker und seine Frau, ebenfalls Physikerin, wagten sich mit wenig Fachkenntnis an etwas Neues, nämlich Stimmen zu ignorieren, die ihnen ein bestimmtes Produktionssystem aufschwatzen wollten. Eine reine Photovoltaikanlage. Nur Solarthermie. Eine Pelletheizung. Manuel Hutterli und Regine Röthlisberger wollten mehr: «Wir wollten aufgrund der knappen und verwinkelten Dachverhältnisse Solarthermie und Photovoltaik effizient einsetzen und mit anderen Technologien optimal zusammenführen – ein optimales Energiesystem für unser Haus schaffen!» Jede nicht genutzte solare Kilowattstunde ist für ihn eine Ressourcenverschwendung. Darum brauche es alle zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energien in einem System. Konkret bedeutete dies, mehrere Technologien zu integrieren: einen selbstentwickelten Wärmeabsorber für die Solarthermieanlage mit Solartank, eine Erdsonden-Wärmepumpe, eine hybride Photovoltaikanlage.

Eine neue Dämmung von Gebäudehülle und Fenstern war der Startpunkt der Sanierung. Das gesamte Projekt mit Pilotcharakter liess sich dank geringer Belastung des Hauses gut finanzieren. Die Fremdenergiezufuhr konnte um den Faktor 10 reduziert werden, um mehr als den Faktor 2 reduzierte sich der Stromeinkauf. Die thermische Gesamterzeugung beträgt etwa 10 000 kWh Wärme pro Jahr. Sie wird für die Warmwassererzeugung und die Heizung entweder direkt in den Solarspeichertank geführt oder für die Unterstützung der Wärmepumpe und die Regeneration der zwei Erdwärmesonden eingesetzt.

Beratung anfordern

Das Hutterli-Haus in Bern zeigt, worauf es bei der Planung und Umsetzung ankommt: Es braucht eine ganzheitliche Sicht auf das Thema. Entscheidend ist darum die Energieberatung. Sie zeigt detailliert auf, wo die Schwachpunkte eines Gebäudes liegen und wie man sie sinnvoll behebt. Um Fördergelder zu erhalten, braucht es den sogenannten GEAK, den Gebäudeenergieausweis der Kantone. Er teilt ein Gebäude in eine Energieklasse ein, analog zu Kaffeemaschinen und anderen Geräten. In der Plus- Variante enthält er zusätzlich konkrete Sanierungsempfehlungen und Kostenschätzungen. Experten finden Sie hier: geak-tool.ch/de/experts. Erste Anlaufstelle sollte die Energieberatung Ihres Energieversorgers sein. Lesen Sie mehr im Interview mit Energieberater Claudio Fuchs (nächste Seite). Wer nur seine Heizung ersetzen möchte, erhält eine kostenlose Impulsberatung, siehe erneuerbarheizen.ch.

«Es braucht für jedes Haus eine Strategie – die fehlt leider zu oft.»

Claudio Fuchs

Interview von Marcel Leibacher mit Claudio Fuchs

Claudio Fuchs berät Hausbesitzerinnen und -besitzer, wann sich ein Heizungsersatz lohnt und wo Massnahmen zur Gebäudesanierung sinnvoll sind. Der Energieberater erklärt im Interview, worauf es bei der Beratung ankommt und wieso ein GEAK-Ausweis in jedem Fall nützt. 

Wieso kommen Hausbesitzer für eine Energieberatung zu Ihnen, Herr Fuchs? 
Die Gründe für eine Beratung sind vielfältig. Ein häufiger Grund ist eine defekte oder alte Heizung. Ebenfalls häufig sind Anfragen zu den geltenden Rahmenbedingungen, sei es im Zusammenhang mit neuen Gesetzen oder dem Ausstoss von CO2. Manchmal aber ist der Auslöser auch einfach die neue Heizung oder eine Sanierung beim Nachbarn – oder die Hausbesitzer wollen einfach wissen, wo ihre Liegenschaft bezüglich Energie steht.

Was muss man allgemein bei einer Beratung beachten? 
Nun, wie bei jeder seriösen Beratung erstellen wir nach der Anfrage erst mal eine Offerte. Kommt es zu einer Zusammenarbeit, fängt die eigentliche Beratung an. Dabei bleibt der Aufwand für die Hausbesitzer sehr überschaubar. Wir sind ungefähr zwei Stunden vor Ort, die restliche Arbeit findet im Büro statt. Bevor aber ein Auftrag erteilt wird, kann es der Mühe wert sein, verschiedene Offerten einzuholen, da nicht alle Energieberater nach den gleichen Prinzipien arbeiten und die Preisschwankungen daher relativ gross sein können. Wir zum Beispiel legen grossen Wert auf die Analyse eines Hauses innerhalb seines Lebenszyklus – das empfiehlt sich insbesondere für Häuser mit Jahrgang 1990 und älter.

Was zeichnet den GEAK gegenüber anderen Angeboten in der Energieberatung aus? 
Der Gebäudeenergieausweis der Der Gebäudeenergieausweis der Kantone – kurz GEAK – ist die umfassendste Beratung in der Schweiz. Ähnliche Angebote von Bund oder Städten leisten als Handlungsempfehlung nicht dasselbe. Der GEAK als Energieetikette zum Bestand kann nämlich zu einem GEAK Plus erweitert werden, wodurch bis zu drei Sanierungsvarianten abgebildet werden können – egal ob zur Gebäudehülle oder Heizung. Dazu kommt: Wollen Hausbesitzer bei einer Sanierung von Fördergeldern profitieren, braucht es das Zertifikat vor Baubeginn zwingend.

Wo liegen die häufigsten Fallstricke bei einem Entscheid für oder gegen Lösungen? 
Wir stellen in unserem Team immer wieder fest, dass eine ganzheitliche Strategie fehlt. Jede energetische Massnahme im und am Haus kann natürlich einzeln umgesetzt werden, aber die Staffelung sollte einem klaren Plan folgen. Zudem gibt es in der Beratung nicht das eine Richtige, es kommt immer auf den Kontext an. Leben Sie beispielsweise in einer ländlichen Gemeinde mit nachhaltiger Waldwirtschaft, so kann eine Lösung mit einer Pelletheizung die richtige Wahl sein. In städtischen Gebieten ist es dann vielleicht die Wärmepumpe mit PV-Anlage, wenn Ihnen die Anschlusskosten an einen Wärmeverbund zu hoch sind und das Elektroauto schon bald in der Garage steht.

Welchen Rat können Sie den Hausbesitzern mit auf den Weg geben? 
Eine Beratung muss immer auch die verfügbaren finanziellen Ressourcen miteinbeziehen. Wir brauchen in der Energie- und Wärmewende keine politisch motivierten Maximal-, sondern optimal austarierte Lösungen. Und wer etwas aktiv für den Klimaschutz tun will, sollte vielleicht auch sein eigenes Verhalten hinterfragen. Natürlich entfaltet eine neue technische Lösung am Gebäude ihre Wirkung. Aber im Alltag treffen wir oft auf die abenteuerlichsten Kombinationen. Was da an Effizienz bei der Gebäudeerneuerung gewonnen wird, verpufft schnell wieder durch Mehrkonsum im Alltag. Das eigene Verhalten bleibt einer der Schlüssel zu einem nachhaltigen Umgang mit Energie.

FINANZIERUNG

Eine energetische Sanierung rechnet sich früher oder später: Gebäudeteile müssen sowieso einmal repariert oder ersetzt werden, fossile Energieträger verteuern sich. Auch die Stromkosten steigen in der Schweiz derzeit wieder. Wer frühzeitig plant, erleichtert sich die Finanzierung erheblich.

Viele Wege führen zur Finanzierung. Fördergelder gibt’s in den meisten Kantonen. Auf energiefranken.ch finden Sie alle möglichen Programme für den Gebäudestandort. Gewinnt das Haus durch die Sanierung an Wert, ist möglicherweise die Aufstockung der Hypothek sinnvoll. Die Sanierung spart Steuern und lässt sich auch auf mehrere Jahre verteilen, angefangen mit der Wärmedämmung im Dachboden und an der Fassade. Die Kosten lassen sich mit dem Online- Tool evalo.ch grob abschätzen. Die Raiffeisenbank bietet auf bit.ly/sanierungskosten zudem ein Excel-File zur Grobkalkulation an.

Folgende Tipps aus der Praxis helfen:

  • Sanierungsbedarf exakt ermitteln mit Energieberatung und GEAK Plus. Die Kosten dafür sind gering (ab 1400 Fr.), der Nutzen gross.
  • Unbedingt mehrere Offerten einholen. Die Preisspanne ist aus Erfahrung gross.
  • Nicht nur der Anschaffungspreis zählt, sondern auch die Betriebskosten.
  • Finanzierung mit der Hausbank abklären. Läuft die Hypothek bald ab, allenfalls auch einen Wechsel ins Auge fassen.
  • Kosteneinsparungen durch Fördergelder und geschickte Etappierung erzielen. Nicht alles muss sofort gemacht werden – oft ist Zeit genug, um für die nächste Massnahme anzusparen.

Damit diese Website korrekt funktioniert und um Ihr Erlebnis zu verbessern, verwenden wir Cookies. Für weitere Informationen lesen Sie bitte unsere Cookie-Richtlinien.

Einstellungen anpassen
  • Erforderliche Cookies ermöglichen grundlegende Funktionen. Die Website kann ohne diese Cookies nicht korrekt funktionieren und kann nur durch Änderung Ihrer Browsereinstellung deaktiviert werden.