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Biomassa Blenio. Teamfoto.
@Christoph Rutschmann
Thermische Netze

Holzenergie im Tessin immer wichtiger

Die Schweizer Sonnenstube gehört zu den waldreichsten Kantonen der Schweiz. Holzenergie wird immer wichtiger.

Innert 30 Jahren hat sich die genutzte Energieholzmenge im Tessin verdreissigfacht. Ein Einblick in zwei wichtige Wärmeverbünde.

Der Tessiner Wald gehört über 30'000 Eigentümern und bedeckt eine Fläche von fast 145'000 Hektaren. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Kantonsfläche. Damit zählt die Schweizer Sonnenstube zu den waldreichsten Kantonen der Schweiz. Holz spielt als Baustoff und Energieträger seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle.

«Wir haben nicht nur viel Sonne, sondern auch viel Wald hier im Tessin», sagt Claudio Caccia und ergänzt: «Die Waldfläche nimmt jedes Jahr um mehr als 100 Hektaren zu, da die Landwirtschaft schwierig zu bewirtschaftende Gebiete in den Alpen aufgibt». Der Wald liefert zuverlässig Holz und war schon immer eine wichtige Rohstoffquelle. Caccia ist seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Geschäftsführer der AELSI, Associazione per l'energia del legno della Svizzera italiana.

«Die moderne Nutzung der Holzenergie, vor allem in Form von Hackschnitzeln in automatischen Holzfeuerungen, stand praktisch bei Null», sagt er. In dreissig Jahren hat sich die genutzte Energieholzmenge verdreissigfacht. «Heute produzieren wir jedes Jahr aus rund 130'000 Kubikmetern Holzschnitzeln einheimische, CO2-neutrale Energie.» Mit dieser Menge ersetzt man im Tessin jedes Jahr 8’750 Tonnen Heizöl und verbessert die CO2-Bilanz um 27’000 Tonnen. Und noch immer wächst viel mehr Holz nach als genutzt wird. Jedes Jahr exportiert das Tessin etwa 60'000 Kubikmeter (Festmeter) Holz in die Deutschschweiz oder nach Italien. Würde man dieses Holz hacken, ergäben sich daraus etwa 170'000 Kubikmeter Schnitzel.

Schnitzelheizungen sind Wachstumstreiber

Das Wachstum der Holzenergienutzung im Tessin ist grösstenteils den Schnitzelheizungen zu verdanken. Sie ermöglichen einen rationellen, automatisierten Betrieb grösserer Heizzentralen mit Energienetzen. Eine besonders interessante Anlage befindet sich in Biasca. Der Forstunternehmer Lorenzo Zanetti und seine drei Töchter betreiben sie. Jedes Jahr werden hier 30’000 Kubikmeter Holzschnitzel gebraucht. Sie stammen fast ausschliesslich aus dem regionalen Wald des Bleniotals, der Leventina sowie der Riviera. Aber das Besondere an der Anlage ist einer der beiden grossen Kessel. Er erzeugt nicht nur Wärme, sondern auch 220 Grad heissen Prozessdampf. Eine 1'000 Meter lange Dampfleitung mit etwa 20 Bar Druck führt zu zwei Abnehmern, einem Pharmaunternehmen und einer kantonalen Wäscherei. Eine neue Pelletproduktionsanlage für jährlich 4000 Tonnen Tessiner Pellets ist hier entstanden.

Schauplatzwechsel: Eine Viertelstunde mit dem Bus ab Biasca in nördlicher Richtung liegt die Gemeinde Acquarossa, Hauptort des Bezirks Blenio. Hier steht seit 2019 eine der Heizzentralen von Biomassa Blenio. Die Aktiengesellschaft wurde 2012 gegründet, gehört zu je einem Drittel der Gemeinde Blenio, der Gemeinde Acquarossa sowie den regionalen Bürgergemeinden und betreibt eine zweite Anlage in Olivone. Der Anteil des Holzes an der jährlichen Energieproduktion liegt bei über 95 Prozent. Roland David, Tessiner Kantonsoberförster, bezeichnet die Anlage Acquarossa als vorbildlich und ergänzt: «Damit ein Projekt finanzielle Unterstützung des Kantons bekommt, muss es zwei Hürden meistern. Erstens muss der Anteil der Holzenergie an der gesamten Energieproduktion bei mindestens 80 Prozent liegen. Zweitens muss die gesamte benötigte Holzmenge aus dem Wald stammen.»

Ein wichtiger lokaler Faktor

Ein grosser Speicher mit 100'000 Litern Fassungsvermögen hilft bei der effizienten Bewirtschaftung des Energienetzes, das über 30 Gebäude, darunter das Spital, das Altersheim sowie die Schulen mit klimaneutraler Energie aus den regionalen Wäldern versorgt. Um das Ganze perfekt abzurunden, hat Biomassa Blenio gerade eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Heizzentrale installiert. Damit lässt sich künftig der gesamte Eigenstromverbrauch der Anlage produzieren.

«Mit den beiden Wärmeverbünden beweisen wir, dass einheimische, erneuerbare Energien nicht nur ein Beitrag gegen die Klimaerhitzung, sondern auch ein wichtiger Faktor für die lokale und regionale Wirtschaft sind», sagt Claudio Caccia. «Wir werden in den nächsten Jahren im Tessin weitere Projekte realisieren und bestehende Anlagen vergrössern und optimieren.»

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