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Gerry Nitsch / Manuel Hutterli hat mitdem Energiesystem seinesHauses Systemgrenzenüberwunden.
Strommangellage

Um diese Technik geht es

Wie funktioniert eine Wärmepumpe, wie Solarthermie? Und welche anderen Geräte tauchen neu in Haus und Wohnung auf - eine Einführung.

Eine energetische Sanierung fokussiert sich auf die Themen Fassade bzw. Wärmedämmung, auf die Heizung, auf die Aufbereitung warmen Wassers, auf die Erzeugung von Strom für den Haushalt, für das E-Auto und für die Rückspeisung ins Netz des Energieversorgers. Hier eine Kurzübersicht über den Stand der Haustechnik:

Wärmepumpe

Heizung, Kühlung und Warmwasser / für Neu- und Altbauten
Anschaffung: 30’000 bis 50’000 Fr.

Eine Wärmepumpe ist quasi ein umgekehrter Kühlschrank. Sie bezieht die Wärme aus unterschiedlichen Quellen, meist Luft, Erdwärme oder Grundwasser. Je nachdem unterscheiden sich Effizienz, Bauweise und Preis. Für die Wärme aus dem Untergrund sind etwa Bohrungen nötig. Die beliebteste und einfachste Wärmepumpe ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie entzieht der Aussenluft Wärme (minus 20°C reichen) und leitet sie an einen Wärmeübertrager weiter. In diesem zirkuliert ein Kältemittel, das schon bei sehr tiefen Temperaturen verdampft und somit Ausgangspunkt eines physikalischen Prozesses für die Erwärmung der Heizung oder von Wasser ist.

Eine Wärmepumpe braucht nebst der Umgebungswärme auch Strom (Starkstromanschluss) und lässt sich einfach mit einer Photovoltaikanlage verbinden. Das Heizverteilsystem sollte auf die Wärmepumpe abgestimmt sein. Natürlich ist eine gute Dämmung Voraussetzung. Die Vorlauftemperatur sollte nicht mehr als 50 Grad bei bestehenden Bauten betragen. Dabei handelt es sich um die Temperatur des Wassers, das dem Heizsystem zugeführt wird. Je kälter das Wetter, desto höher muss diese sein. Je schlechter die Dämmung, je kleiner die Heizflächen, desto mehr muss die Wärmepumpe heizen – schlechte Voraussetzung, um eine optimale Effizienz zu erzielen. Wärmepumpen werden meist zweiteilig installiert, mit dem ansaugenden Ventilator an der Aussenseite der Fassade. Erkunden Sie sich bei der Gemeinde, ob eine Baubewilligung nötig ist. Der COP-Wert der Wärmepumpe gibt übrigens an, wie gut sie arbeitet, wie gut das Verhältnis zwischen eingesetztem Strom und der Wärme ist. Er sollte höher als 3 sein.

Solarthermie

Warmwasser, Heizungsunterstützung / für Neu- und Altbauten
Anschaffung:  20’000 bis 30’000 Fr.

Die Umwandlung von Sonnenstrahlung in Wärme war im Zuge des Photovoltaikbooms etwas in Vergessenheit geraten. Nun wird auch europaweit immer mehr Kapazität installiert. Mit ein Treiber ist der steigende Strombedarf: Solarthermie erzeugt Wärme direkt und senkt die Ausgaben für Heizung und Warmwasser. Besonders im Sommer geht die Aufbereitung von Trinkwasser auch ohne Strom. Eine Anlage lässt sich gut mit anderen erneuerbaren Heizsystemen kombinieren, das in den Sommermonaten und in der Übergangszeit nicht täglich eingeschaltet sein muss.

Der Ertrag hängt von den Bedingungen vor Ort ab. Generell braucht Solarthermie nur wenig Dachfläche. Vor der Anschaffung müssen Sie umfassende Überlegungen zur Dimensionierung der Anlage und zu den Nutzungsgewohnheiten anstellen. Nebst Fussbodenheizungen können auch klassische Radiatoren damit erwärmt werden. Wenn alles stimmt: Mit einem Solarspeicher lässt sich der grösste Teil des Bedarfs abdecken.

Photovoltaik

Strom, Warmwasser, Heizung, Kühlung, Elektromobilität / für Neu- und Altbauten
Anschaffung: 10.000 bis 30.000 Fr.

Die Umwandlung von Strahlungsenergie in elektrische Energie mittels Solarzellen gilt als Schlüsseltechnologie zur Bewältigung der Energiewende. Praktisch jede Fläche lässt sich dafür nutzen. Es braucht zur Produktion von Strom mehrere Komponenten. Darum ist eine umfassende Beratung auch sinnvoll: Die Photovoltaikanlage sollte exakt an das Gebäude und an die Bedürfnisse der Nutzenden und der Nachbarn angepasst werden. Es braucht:

Solarzellen: Es gibt zahlreiche Typen und Grössen. Derzeit wird an ganz neuen Technologien geforscht, die mehr als 25 Prozent Wirkungsgrad bieten. Heute kann nur der kleinere Teil der Sonnenenergie in Strom umgewandelt werden.

Solarmodule: Zusammengeschaltete Solarzellen, in Glas und Kunststoff verpackt, erleichtern die Montage und den Schutz der Solarzellen. Die Leistung wird in Watt oder Watt Peak (Maximalleistung) angegeben. Laut dem Branchenverband Swisssolar liefert eine optimal positionierte PV-Anlage im Schweizer Mittelland jährlich 1000 Kilowattstunden pro 1000 Watt installierter Solarmodule.

Wechselrichter: Die Solarmodule erzeugen Gleichstrom. Der Wechselrichter formt diesen in Wechselstrom (AC) um. Die Geräte sind höchst unterschiedlich ausgestattet und sollten mit Bedacht gewählt werden.

Batteriespeicher: Immer wichtiger wird das Zwischenspeichern von Strom in einer Batterie. Diese springt an, wenn die Anlage zuwenig Strom produziert, in der Nacht etwa oder an einem sonnenarmen Tag.

Wallbox: Der selbst produzierte Strom lässt sich zum Aufladen des E-Autos verwenden. Das erhöht den Eigenverbrauch.

Wärmepumpe: Mit dem produzierten Strom lässt sich eine Wärmepumpe betreiben, die im Winter für Wärme und dauerhaft für warmes Wasser sorgt.

Pellet-Heizungen

Warmwasser, Heizung / für Neu- und Altbauten
Anschaffung: ca. 30000 bis 40000 Fr.

Das Verbrennen von Holz gilt es CO2-neutral, mit der Begründung, dass nur verbrannt wird, was bereits im Energieholz gespeichert ist. Ein Nullsummenspiel, allerdings mit zeitlicher Verzögerung. Das freigesetzte CO2 muss ja erst wieder gebunden werden.

Energieholz wird aus Alt- und Restholz hergestellt, das bei der Waldbewirtschaftung sowieso anfällt. Der Rohstoff wächst zudem nach. Die beliebteste Heizungsart sind Pelletheizungen. Wer sich dafür entscheidet, befreit den Heizungsraum vom Öltank, sollte jedoch genügend Platz für einen Jahresbedarf an Pellets einplanen. Seit kurzem sind Holzheizungen in der Kritik. Einerseits wegen der Feinstaubbelastung, die sich technisch mit Filtern jedoch stark reduziert lässt. Auf der anderen Seite waren die Preise für Pellets aufgrund der aktuellen Weltlage zeitweise stark gestiegen. Gemäss einer Studie des WWL sinkt das Potenzial von Energieholz bis 2050 nur leicht.

Die stoffliche Nutzung von Holz sei jedoch aus Klimaschutzgründen zu bevorzugen. Holz sieht ein aktuelles Whitepaper des Schweiz. Kompetenzzentrums für Bioenergieforschung vor allem in der Industrie als sinnvoll an und für den Ausgleich von Schwankungen in der Produktion anderer erneuerbare Energien.

Fernwärme

Warmwasser, Heizung, Kühlung / für Neu- und Altbauten in erschlossenen Gebieten und Quartieren
Anschaffung: monatliche Zahlung, plus einmalige Anschlusskosten von bis zu 30-40’000 Fr. (je nach Anbieter)

Fernwärme ist sozusagen eine Heizungscloud. Die Wärme wird zentral erzeugt und via fest verlegter Rohre im Boden in Form von Wasser in die Haushalte geschickt. Dort besorgen Wärmetauscher und Leitungen im Haus die Feinverteilung. Je nach Temperatur kann damit geheizt und warmes Wasser aufbereitet werden. Die mehr als 1000 Fernwärmenetze in der Schweiz nutzen verschiedenste Quellen, vom See-, Grund- und Abwasser, Holz, Solarthermie bis zur Abwärme aus Abfallverbrennung und Industrie. Am häufigsten werden Holzschnitzel eingesetzt. In einem Wärmeverbund braucht es vor Ort noch eine Erhöhung der Wassertemperatur mit beispielsweise einer Wärmepumpe.

Sofern bei Ihrem Energieversorger ein Fernwärmeanschluss verfügbar ist, erhalten Sie von ihm ein Angebot. Einige Voraussetzungen vor Ort müssen stimmen, etwa muss der Hausanschluss ohne Hindernisse möglich sein. Der Energieversorger prüft auch die Wirtschaftlichkeit und erstellt nach Vertragsunterzeichnung den Anschluss bis zur Übergabestation im Haus. Einige Tage bis drei Wochen dauern die Bauarbeiten. Für den Rest muss dann der Hauseigentümer sorgen, bzw. der Heizungsinstallateur für den Anschluss an die interne Heizverteilung. Die Anlage braucht danach nur wenig Wartung. Sie müssen sich um nichts kümmern. Theoretisch sollten die Preise übrigens stabil bleiben. Jedoch entsteht natürlich eine Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter.

Heisse Fragen zum neuen Klimaschutzgesetz

Wird die Schweiz nun wirklich klimaneutral?
Ob es gelingt, wissen wir erst 2050. Aber die Zeichen stehen gut, denn das Gesetz wird breit unterstützt. Es hängt an der konkreten Umsetzung. Bis 2050 müssen pro Jahr rund 30000 Gebäude umgerüstet werden.

Drohen neue Verbote?
Verbote sind im Gesetz nicht vorgesehen, dafür Förderungsmassnahmen. Das Gesetz legt den Fahrplan zur Klimaneutralität im 2050 fest. Ob im Lauf der Umsetzung Verbote kommen, ist umstritten. Sie werden aber vermutlich einzeln vors Volk kommen.

Wird jetzt wieder alles teurer?
Das Gesetz enthält keine neuen Gebühren, Steuern oder Abgaben. Allerdings wird befürchtet, dass Vermieter nicht gedeckte Umrüstungskosten abwälzen könnten. Allerdings sinken ohne Öl-, Gas- und Elektroheizung die Nebenkosten.

Wer zahlt die Umrüstung der alten Heizung?
Die Gelder für das zehnjährige Förderprogramm von 200 Millionen jährlich stammen aus Bundesmitteln. Also aus dem bestehenden Steuertopf.

Braucht es neue AKW?
Das sagt vor allem die SVP. Der Mehrbedarf an Strom bis 2050 lässt sich aber auch weniger risikoreich mit einem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien decken. Das ist politisch bereits in die Wege geleitet.

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