Nirgendwo sonst lässt sich so trefflich erkennen, wie sich die Strombranche gerade verändert: im Rechenzentrum. Hier stossen technologische Vergangenheiten aufeinander, verbinden und vernetzen sich zur Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft.
Es ist das Nervensystem des Lebens und Arbeitens: mit hunderten von Servern und Datenverbindungen intern und nach aussen, mit einer Stromversorgung, die von neuen Anwendungen wie KI, Blockchain oder virtueller Realität geradezu verschlungen wird, mit Kühlsystemen und der Nutzung von Abwärme, mit Notstromaggregaten, die im Extremfall, solange Diesel verfügbar ist, grosse Mengen Stroms zur Verfügung stellen und gleichzeitig das Rechenzentrum in Betrieb halten können.
Das Rechenzentrum ist das Symbol für die Struktur der künftigen Energiebranche.
IT verbindet sich mit Power
Geht das Licht mal aus, zündet man sich eine Kerze an. Geht das Rechenzentrum aus, ja, was dann? Die Bedeutung der Stromwirtschaft hat sich im Zuge der Digitalisierung verstärkt, mit der Dringlichkeit einer CO2-freien Stromproduktion - möglichst unabhängig vom Ausland - hat sie sich unverzichtbar gemacht.
Ihre Strukturen sind jedoch in Zeiten des Desinteresses für das Produkt aus der Steckdose geboren worden; ja Strom wurde immer als so selbstverständlich wahrgenommen und gering geschätzt, dass Debatten wie jene rund um das Stromgesetz, immer etwas technokratisch, detailverliebt erschienen. Flatterstrom vs. Bandstrom. AKW gegen Windräder. Oder wie damals in der IT-Industrie: Apple gegen Microsoft, wer hat den schnellsten Speicher auf seinem Motherboard?
Das Motherboard des künftigen Energiesystems wird gerade neu entwickelt, die Leiterbahnen und Chips neu gelötet. Es ist ein mehrheitlich dezentrales System aus vielen Technologien und Energieformen, aus Informations- und Datenflüssen zu verschiedenen Zwecken und es ist ein System, das so umweltverträglich wie nur möglich konzipiert ist. Es erlaubt, die Wirtschaft und das Leben in der Gesellschaft neu zu denken und neu zu organisieren.
Power ist mehr als Strom
Die Powertage sind wichtig, die Branche sollte in diesen Powerzeiten mit einer Stimme sprechen, die ihre Bedeutung besser verkündet als Einzelinteressen es jemals tun könnten.
«Power» heisst ja auch Kraft, und zu dieser trägt die IT genausoviel bei wie jeder der über 600 Energieversorger, jeder, der Fachspezialistinnen und -spezialistinnen, die ihre Technologie am Laufen halten und sie weiterentwickeln. Ohne sie alle und ohne einen ganzheitlichen Blick auf das Energiesystem der Schweiz wird uns das Licht ausgehen.
Bruno Habegger ist Leiter von energie inside. Er ist auf Energie- und IT-Themen spezialisiert.