Es geht auch ohne Emissionen
Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp nahm 2014 als Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Energieversorgung den Betrieb auf. Hat sich das Konzept bewährt? Und wie reagieren die Gäste? Eine Bilanz nach sechs Jahren.
Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp nahm 2014 als Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Energieversorgung den Betrieb auf. Hat sich das Konzept bewährt? Und wie reagieren die Gäste? Eine Bilanz nach sechs Jahren.
Petrus meint es gut mit dem Ferienort Blatten oberhalb der Gemeinde Naters im Kanton Wallis: Das auf 1300 Metern über Meer gelegene Dorf gilt als besonders sonnenverwöhnt. Diesen Umstand haben sich die Energieplaner beim Bau des Feriendorfs Blatten-Belalp der Schweizer Reisekasse (Reka) zunutze gemacht. Auf sieben der insgesamt neun Gebäude installierten sie Photovoltaikanlagen, wobei vier davon als sogenannt hybride Solaranlagen funktionieren. Zusammen mit einem saisonalen Erdwärmespeicher und einem System zur Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser bilden sie die Kernelemente des nachhaltigen Energiekonzepts. Ziel war es, das Feriendorf emissionsfrei und ausschliesslich mit erneuerbarer Energie zu betreiben.
Das Projekt im Wallis überzeugte von Anfang an. Im Dezember 2014 eröffnet, galt die Ferienanlage als Leuchtturmprojekt des Bundesamts für Energie und erhielt 2015 den Schweizer Solarpreis. Doch wie hat sich die Energiebilanz über die Jahre entwickelt, und funktioniert der Betrieb heute tatsächlich CO2-neutral? Anruf bei Matthias Sulzer. Der Professor für Energie- und Gebäudetechnik hat das Projekt damals noch als Geschäftsleiter der Lauber IWISA mitverantwortet und stellt klar, dass das Energiekonzept hält, was es versprochen hat: «Das projektierte Ziel eines Eigenenergieversorgungsgrads von 75 Prozent wurde bisher in jedem Jahr übertroffen.» Konkret heisst das: Seit 2015 werden rund 80 Prozent der im Feriendorf benötigten Energie vor Ort auf dem Areal produziert. Die restlichen 20 Prozent stammen aus dem Trinkwasserkraftwerk der Gemeinde Blatten. Damit wird die Anlage ganz ohne Emissionen betrieben.
Wie Sulzer erklärt, sind die im Reka-Dorf eingesetzten Technologien an sich gar nicht so innovativ. Das Besondere am Energiekonzept liegt in der Kombination aus hybriden Solarmodulen, Erdwärmesonden und einer Abwasserwärmerückgewinnung. «Es ist ein Verbund von Komponenten, die ortsspezifisch so eingesetzt werden, dass sie ihre volle Wirkung entfalten können. Wir sprechen hier von Systeminnovation.» Konkret heisst das: Die hybriden Solarmodule auf den Dächern der Wohn- und Gemeinschaftshäuser generieren gleichzeitig elektrische und thermische Energie. Etwa 18 Prozent der Sonnenstrahlung werden über die Photovoltaikmodule direkt in Strom umgewandelt, die restliche Strahlung gelangt in Form von Wärme über einen Wärmetauscher in die Erdwärmesonden im Boden. Hier wird die Wärme gespeichert und bei Bedarf – zum Beispiel im Winter – zurück in die Heizungsanlage des Feriendorfs befördert. Die dritte Komponente schliesslich, die Anlage zur Abwasserwärmerückgewinnung, entzieht dem Abwasser aus dem Reka-Dorf Wärme, die ihrerseits wiederum zur Aufbereitung des Warmwassers mittels Wärmepumpe genutzt wird.
Ein Blick auf die jährliche Gesamtenergiebilanz zeigt: Das Reka-Feriendorf benötigte im Jahr 2019 wie schon in den Vorjahren weniger als 800 000 Kilowattstunden Energie – und damit weniger als die ursprünglich prognostizierten 870 000 Kilowattstunden. Laut Matthias Sulzer sind gewisse Schwankungen zwischen den Jahren üblich, denn ein kalter Winter oder eine hohe Belegung der Ferienwohnungen lässt den Heiz- und den Warmwasserverbrauch steigen. Insgesamt aber zahlt sich das Energiekonzept aus – oder? «Definitiv», sagt der Experte, «spätestens nach den ersten zwei Saisons, als wir das Heizsystem noch etwas justiert hatten, funktionierte die Anlage wie geplant.» Statt auf hybride Solarpanels, die sich zwar bewähren, aber sehr teuer sind, würde Sulzer bei einem ähnlichen Projekt heute eher auf Photovoltaikanlagen in Kombination mit einem Luftkühler setzen. «Das erzielt ähnlich gute Resultate und ist erst noch wesentlich günstiger.»Dass die Energieversorgung auch in der Praxis funktioniert, betont Reka-Direktor Roger Seifritz: «Die Reaktionen seitens der Betreiber und der Gäste sind sehr gut.» Selbst zu absoluten Spitzenzeiten – dann, wenn 300 Gäste nach dem Skifahren gleichzeitig duschen und ihre Kleider trocknen möchten – laufe die Versorgung einwandfrei. «Der Zufriedenheitsgrad in Blatten-Belalp liegt sogar deutlich über dem Durchschnitt unserer diversen Reka-Ferienanlagen.» Momentan verzeichnet das Walliser Reka-Dorf rund 40 000 Logiernächte pro Jahr. Gemäss Seifritz sind die 50 Wohnungen besonders in den Wintermonaten gut ausgelastet, während die Anlage im Sommer «noch Potenzial nach oben» hat.
Die Schweizer Reisekasse (Reka) verzeichnet jährlich über eine Million Übernachtungen in ihren 22 Ferienanlagen und den vermittelten Ferienwohnungen in der Schweiz und im Ausland. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie versucht die Genossenschaft, den Energie- und Ressourcenverbrauch in den bestehenden Dörfern durch Renovationen stetig zu reduzieren. Bei Neubauten setzt sie auf energieeffiziente Gebäude und erneuerbare Energiequellen. Ende 2020 waren bereits drei Viertel der Anlagen klimaneutral. Je nach Standort dienen Holz, Bodenwärme oder Sonnenkraft als Energieträger. Zudem wird überall Strom aus Schweizer Wasserkraft bezogen.
Mehr über das Reka-Feriendorf Belap erfahren Sie hier
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