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Michael Schwan Irgendwann fallen die Fenster von selber aus den Maueröffnungen und dann geht’s definitiv an die Substanz.
Gesellschaft

Der Reiz der welken Schönheit

Fotograf Michael Schwan sucht «Lost Places» in ganz Europa. Er hat eine Nase für verwunschene Schlösser, überwachsene Hotels und ganz speziell für Klaviere – der deutsche Maschinen­ingenieur und Fotograf Michael Schwan.

Seit etwa zehn Jahren sucht er in ganz Europa nach versteckten Schönheiten und vernachlässigten Palästen. Dabei gibt es regionale Schwer­punkte. In Portugal gibt es grosse, oft erstaunlich gut erhaltene Paläste mit Stuckaturen und Malereien. In Ostdeutschland wurden nach der Wende sehr viele alte «Volkseigene Betriebe» abgewickelt und gingen in den Besitz der Natur über. Hier dominiert der industrielle Charme. In Italien gibt es viele ehemalige psychiatrische Kliniken, weil diese einmal alle auf einen Schlag auf Befehl der Regierung geschlossen und oft dem Zerfall überlassen wurden. Und in Belgien findet er immer wieder herr­schaftliche Anwesen, die während des Zweiten Weltkriegs von ihren häufig jüdischen Besitzern flucht­artig verlassen wurden. Sie gehören nun weit verzweigten Erben­gemeinschaften, und niemand kümmert sich mehr darum.

Zwischen Vergessen und Erhaltung: Auf den Spuren verlassener Anwesen

Er findet die Orte mithilfe von akribischen Recherchen, Google Street View und Erkundungs­reisen. Bevor er solche Anwesen betritt, versucht er, die Besitzer ausfindig zu machen und Erlaubnis einzuholen. Es gibt aber auch Fälle, wo Nachbarn an einer Liegenschaft zumindest minimale Unterhalts­arbeiten machen oder wo sich sogar ein Verein um ein Schloss oder eine Villa kümmert.

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Auf dem Läufer läuft niemand mehr, und es sieht eher nach Flucht aus in diesem aufgegebenen Hotel in Portugal.

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Alles, wie es sein sollte – nur die Decke ist verschwunden in diesem Schloss in einem Vorort von Paris.

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Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR findet Michael Schwan viele Sujets. Das Bügeleisen steht in einer ehemaligen Teppichfabrik und die Liegen in einem alten Sanatorium.

Deshalb gibt er die Orte seiner Entdeckungen nicht preis. Er fotografiert sie und will, dass sie so bleiben, wie sie sind, und nicht von Vandalen zerstört werden. Besonders angetan haben es ihm gross­zügige Räume, vorzugs­weise noch mit einem Flügel oder Klavier – Orte, aus denen das Leben scheinbar erst gerade verschwunden ist.

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